Wir haben wieder Läuse im Kindergarten! Ich weiß es, weil die Katze heute morgen in meinen Haaren auf die Jagd gegangen ist. Der Kater kommt morgens immer kuscheln ins Bett und schmiegt sich seitlich an mich. Diesmal lässt er sich hinter meinen Rücken fallen und fängt lauthals an zu schnurren. Nach einer Weile Schnurr-Konzert, stürzt er sich plötzlich mit seinen Pfoten in mein vor ihm aufgetürmtes Haar. Etwas darin muss seine Aufmerksamkeit erregt haben. Wohl kaum meine Schuppen, etwas Lebendiges! Er ist sozusagen mein natürlicher Läusekamm. Verdammt, jetzt weiß ich, es ist wieder soweit! Seit gut einem halben Jahr werden wir die ekelhafte Insektenplage einfach nicht wieder los. Ständig steckt ein Zettel in ihrem Fach, dass ein Kind wieder Läuse hatte. Man soll seines gründlich auf Befall untersuchen. Beim ersten Mal dachte ich, ich kotze im Strahl. So widerlich war mir der Gedanke, dass sich die kleinen Parasiten auf meiner Kopfhaut tummeln und mein Blut lecken. Das Ansteckungsthema ist sowieso ein großes. Intuitiv hätte ich sie in diesen Situationen am liebsten von mir gestoßen und geschrien: Bleib weg von mir! Aber so läuft das eben mit Kindern. Zuerst haben es die Kleinen, beim gesund pflegen schnappen es dann die Eltern auf. Egal ob Läuse, Magen-Darm oder Viren. Nur bei mir herrscht Personalmangel, ich bin sozusagen das deutsche Durchschnitts-Krankenhaus in Persona. Normalerweise pflegen sich die Eltern gegenseitig gesund, bis das Ganze endgültig ausgestanden ist. Es jeder einmal hatte. Ich kann mir bei jeder Seuche, die hier eingeschleppt wird besonders sicher sein, dass ich es bekommen werde. Ich bin schließlich die einzige Kontaktperson. Eine aus dem Krankenstand wiederkehrende Arbeitskollegin hat einmal zu mir gesagt, als Mama sei man ja nie so wirklich krank. Weise Worte. Und als alleinerziehende Mutter darf man erst recht nicht krank sein. Denn wenn ich dran bin, muss ich gute Miene zum bösen Spiel machen. Es trotzdem irgendwie schaffen die Morgen-Zeremonie durchzuziehen. Mich mit dem mühsam gestriegelten Kind an der Hand zum Kindergarten schleppen. Dann wieder zu Hause ins Bett fallen. Es als Luxus empfinden, jetzt ein paar Stunden zu haben um sich zu kurieren. Bis ich sie vom Kindergarten abholen muss und meine Schicht wieder beginnt.
